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"Es gibt drei Gruppen von Menschen : Solche, die sehen, solche, die sehen, wenn man es ihnen zeigt und solche, die nicht sehen!" Leonardo Da Vinci (1452-1519)
Tiefer schauen

Viele Beziehungsstreitigkeiten verlieren sich auf einer Ebene, die weder ziel- noch lösungsorientiert ist. Es bedeutet das Verhaken im "was", d.h. im Inhaltlichen (Bsp: warum kommst Du zu spät, warum hilfst Du nicht oder tust das falsche, warum bist Du unachtsam etc.). Daraus resultiert ein Streit ohne Klärung. Das Paar verliert sich in Anklage und Rechtfertigung bzw. Gegenanklage (Du machst das ja genau so usw....)
Wenn Paare in unserer Praxis sich solchermassen verhaken, gehe ich grundsätzlich sofort dazwischen, da ich das Ergebnis sicher vorhersagen kann. Innerhalb von wenigen Sekunden sind beide ärgerlich aufeinander und mit so einer Emotion im Bauch ist keine erwachsene und zielführende Klärung mehr möglich.
Die Lösung liegt so gut wie immer auf einer darunter liegenden Ebene, d.h. das in der Tiefe schlummernde, meist unbewusste Motiv führt uns zur erlösenden Klärung. Tiefe Motive sind z.B. "mir fehlt die Nähe zu Dir, ich brauche mehr Kontakt", "steht unsere Beziehungszusage noch stabil, kann ich mich noch auf Dich verlassen" usw. Wenn solche Sätze fallen, verschwindet i.d. Regel unmittelbar der Ärger und Betroffenheit oder spontane Zustimmung macht sich breit. Und erst jetzt ist der Weg für eine tatsächliche Lösung offen ... KV
Orientierungslosigkeit

Letzte Woche sind wir aus einem Thailand-Urlaub zurück gekommen. Wer uns schon länger kennt weiß, daß wir schon sehr häufig das Land bereist haben und auch mal für 1 Jahr dort gewohnt haben - somit uns die thailändische Kultur mittlerweile ziemlich vertraut ist.
... na ja, vielleicht sollte ich doch lieber sagen "vertraut war ..." - - denn hier hat sich seit unserem letzten Aufenthalt vor 4 Jahren doch etwas Erschreckendes verändert !!
Früher war es thai-typisch, sich untereinander stets in kleinen Grüppchen aufzuhalten und miteinander zu "tönen" (das ist eine Art Sprech-Gesang und alles Gesagte wird quasi aufgefangen und zurück-getönt). Die Menschen waren ständig in persönlichem Kontakt miteinander, wirkten entspannt, fröhlich und aufgeschlossen. Sicherlich mag sich das auch in sehr ländlichen Gegenden noch so zutragen - wir waren dieses Mal in Hua Hin, einem größeren Badeort, an dem der Fort-Schritt schon seine Spuren hinterlassen hat.
Denn hier hat das Smart-Phone seinen absoluten Siegeszug errungen. Und wirklich JEDE/R (im Gegensatz zu den europäischen Gästen, die hier [noch] weit weniger infiziert waren) war mit seinem kleinen Zugang zum Kollektiv beschäftigt. Allein. Für sich. Selbst in Gruppen wurde nicht mehr miteinander kommuniziert, jeder war für sich isoliert, wirkte kalt, unpersönlich und keine Spur mehr von fröhlich (außer "natürlich" gestellt, zum posen vor der Kamera .. uaaah)...
Als Steigerung war die technische Ausstattung mit einem riesigen Selfie-Stick obligatorisch. Die Frauen (und auch ein paar Männer, aber erheblich weniger) waren tagfüllend damit beschäftigt, sich selbst und gegenseitig zu photografieren. Zwischen drin Styling-Wechsel, frische Schminke und weiter ging es. Von extrem operierten Gesichtern ganz zu schweigen (ich glaube, das nennt man Schönheits-Operation... muss sich um Etiketten-Schwindel handeln, es sah grauenvoll aus :-0 ) ...
Noch nie konnte ich kollektiven Narzissmus in solcher Reinform erleben. Und gleichzeit die komplette Orientierungslosigkeit, wenn Sippen-Wesen aus der Anbindung heraus fallen. Ob diese Entwicklung noch aufzuhalten ist ??? Schöne neue Welt ... :-// KV